Mit den im Jahr 2003 zutage gekommenden illegalen
Geschäften zwischen US-Investmentfonds und gerissenen Hedgefonds
kamen zwei
Begriffe (»Late trading« und »Market timing«)
auch in den deutschen Sprachgebrauch, die bisher gänzlich
anders übersetzt wurden.
"Timing ist alles" - also der Einstiegszeitpunkt
entscheidet - diese Börsenweisheit hat damit leider eine Doppelbedeutung
bekommen.
Ursprünglich war mit »Market Timing« der richtige
Einstiegszeitpunkt gemeint,
wann es richtig war, die eine oder andere Aktie zu kaufen.
Im Zusammenhang mit den damaligen Handelpraktiken
bei US-Investmentfonds, den 2003 der New Yorker Staatsanwalt Spitzer
aufdeckte und untersuchte müssen wir Market timing seitdem auch
so verstehen:
Im Nachmittagshandel und auch noch nach Börsenschluss können
sich deutliche Trends bilden, die von den asiatischen Börsen
(Tokio, Singapur, Hongkong, Sydney) und den europäischen Börsen,
die ja zu diesem Zeitpunkt noch oder schon schlafen, am nächsten
Handelstag vielleicht übernommen werden.
Was liegt also für den Market timer näher,
als US-Fonds zu suchen, die grössere Positionen in asiatischen
und/oder europäischen Aktien im Fonds halten.
Denn: im Fonds enthaltene ausländische Aktien, die nicht in New
York gehandelt werden, wurden nämlich noch zu ihrem letzten (Vor-)Tageskurs
in die Fondswertberechnung einbezogen. Einige Großinvestoren,
wahrscheinlich über Hedgefonds, durften diese durch die Zeitverschiebung
bedingte Trägheit ausnützen, indem sie Fondsanteile erwarben
und am nächsten Tag, als der (absehbare) Gewinn im Kurs der ausländischen
Aktien in den Fondspreis eingerechnet wurde, verkauften. Es blieb
juristisch umstritten, ob diese Praktiken illegal waren.
Inzwischen ist das sog. Market timing im Fondshandel in den USA unterbunden
worden.
(Update Jan 2011)