>Fachbegriffe - wie sie
nicht im Lexikon stehen<
Going Private
Mit der Ankündigung, dass die Großaktionäre
der Douglas AG den Börsenhandel in dieser Aktie beenden
wollen, ist der Begriff Going Private mal wieder in den Focus der
Börsianer geraten.
"Hochsaison" der Rückzüge vom
Börsenhandel war das Jahr 2003. Damals waren sog. Squeeze-outs
das Mittel zum Herausdrücken der Privataktionäre
und die anschließende Streichung der Börsennotierung. Diesen
Weg gingen im Jahr 2003 rund 20 Aktiengesellschaften. Zum Vergleich:
1995 zogen sich nur 2 von der Börse zurück.
Die Zürcher Kantonalbank hat Anfang Mai
2003 eine gut verständliche inhaltliche Übersetzung dieses
Begriffes veröffentlicht. Neu ist der Begriff allerdings nicht;
1997 wurde er z.B. schon im GUIDE - Begriffe aus der Finanzwelt der
Zürcher Zeitung Finanz + Wirtschaft erwähnt.
Die Zürcher Kantonalbank:
"Während noch Ende der 90er-Jahre viele Firmen an
die Börse strebten (Going public), ist heute eher eine gegenteilige
Tendenz festzustellen. In den letzten Monaten haben bekannte Unternehmen
ein Going private angekündigt und auch durchgeführt.
Die Aktienmarktbaisse dürfte den Entscheid für einen
Rückzug von der Börse beeinflussen. Wegen der schlechten
Börsenverfassung wird diversen Small- und Mid Cap-Gesellschaften
nur noch wenig Beachtung geschenkt. Dies manifestiert sich in sehr
geringen Börsenumsätzen und niedrigen analytischen Bewertungen.
Wird die Rally der letzten Wochen Firmen von einem Going private
abhalten? Wir glauben nicht, denn eine solche Überlegung ist
wegen der nachfolgend aufgeführten Konsequenzen langfristiger
Natur und damit nicht von kurzfristigen Marktschwankungen abhängig:
Für eine Börsennotiz:
Börsennotierte Aktien sind oft eine Voraussetzung für
Unternehmensakquisitionen. Die übernehmende AG gezahlt dann statt
mit Bargeld mit ihren eigenen Aktien.
Eine Börsennotiz steigert auch den Bekanntheitsgrad und
stellt somit eine Gratiswerbung dar.
Eine Börsennotiz kann auch von Vorteil sein, wenn es darum
geht, Führungskräfte zu gewinnen (z.B. über sog. Optionsprogramme
oder Mitarbeiteraktien).
Gegen eine Börsennotiz:
Sie ist mit Kosten verbunden. Es sind einerseits die jährigen
Börsenzulassungkosten zu zahlen und dann die Kosten, die sich
aus der Beziehungspflege mit Aktionären, Wirt-schaftspresse und
Analysten ergeben.
Aufwendungen für Geschäftsbericht, ggf. Vierteljahresberichte,
Pressemitteilungen, Zeit-beanspruchung des Managements und insbesondere
Hauptversammlung gehen ebenfalls kräftig ins Geld."
Die Zürcher Kantonalbank beschreibt auch
die möglichen Indikatoren für ein kommendes Going private
einer AG: [aus Schweizer Sicht, die aber für deutsche Verhältnisse
eins zu ein übernommen werden kann.]
"Nachfolgende Faktoren dienen als Indiz für eine mögliches
Going private:
Ein starker Hauptaktionär. Der Anreiz für den Börsenrückzug
kann in einer Reduktion der Steuerbelastung des dominierenden Aktionärs
oder in einem geringeren Druck auf das Managements liegen. Verfügt
der Hauptaktionär nicht über genügend finanzielle Mittel,
können diese auch teilweise über das Unternehmen beschafft
werden. Daher muss die AG, die sich der Börse abwendet, über
eine
geringe Nettoverschuldung und eine
hohe Eigenkapitalquote oder über
nicht zum Kerngeschäft gehörende Bereiche (z.B. Immobilien)
verfügen.
Eine günstige Aktienkursbewertung bei gleichzeitigem
hohem Cashflow kann es dem Hauptaktionär erlauben, den
Kaufpreis der restlichen "freien" Aktien über relativ
kurzen Zeitraum nach Aufkauf und Börsenrückzug mit der voll
übernommenen Gesellschaft selbst zu erwirtschaften.
In gesättigten Märkten ist es für ein Unternehmen
zur Finanzierung des Wachstums nicht unbedingt erforderlich, den Zugang
zum Kapitalmarkt via Börse zu haben.
Unternehmen mit geringer Zahl handelsfähiger Aktien (niedriger
Free Float) sind für instituionelle Investoren zudem weniger
interessant, da Kauf oder Verkauf dieser Aktien zu unerwünschten
(kräftigen) Kursbewegungen führen kann. Dies erschwert auch
die Durchführung von Kapitalerhöhungen; und damit fällt
erneut ein Grund für die Börsennotiz weg.
Geringe Transparenzbereitschaft ist zudem ein Punkt, sich aus
der Börsen-Öffentlichkeit zurückzuziehen."
Weitere
Informationen über den Rückzug von der Börse erhalten Sie in
der Ausarbeitung der Uni Hamburg durch Klick auf diese Zeile.
(Update 2012)